Hamburgs Flugverkehr – Versager Nummer 1 in der Klimabilanz?
Katastrophen-Unwetter in Westdeutschland, Bayern und Sachsen, Hitzewellen, Dürren, weltweit Waldbrände und schmelzende Gletscher – so langsam haben die meisten Menschen begriffen, dass der Klimawandel in vollem Gange ist und Klimaschutz unumgänglich. Gut, dass Hamburg den Klimaschutz in die Präambel der Verfassung aufgenommen hat und – nach langem Zögern – auch Verursacherbilanzen aufstellt. Die letzte Bilanz stammt von 2018; für 2019 existiert eine vorläufige.
Nach dem Pariser Abkommen hätten die CO2-Emissionen vom Basisjahr 1990 aus bis 2020 um 40 % gesenkt werden sollen. Bis 2019 hatte Hamburg aber lediglich 25 % Reduktion geschafft – das Ziel wäre ohne Corona-Pandemie klar verfehlt worden.
Von allen Sektoren haben Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit 28,4 % noch am meisten geleistet, gefolgt von der Industrie mit -24,3 %, abgeschlagen der Verkehr mit -20,8 %.
Klar, die Autofahrer natürlich, oder? Differenziert betrachtet hat der Verkehr ohne Luftverkehr seine Emissionen bis 2018 sogar um 30,3 % verringert. Die Leistungen von Pkw, Lkw, Bahn und Schiff werden aber durch den Luftverkehr zunichtegemacht. Die Flieger ab Hamburg haben ihre Emissionen bis 2018 um 53 % gesteigert.
Das sind lediglich die CO2-Emissionen, noch nicht die Klimaschäden. Flugzeuge sind hocheffiziente Klimakiller-Maschinen – mit jeder Tonne CO2 verursachen sie dreimal so viele Klimaschäden wie ein Auto. Für den Vergleich von Klimaschäden muss man also die CO2-Äquivalente heranziehen.
Da hat der Luftverkehr seinen Anteil am Gesamtverkehr von 27,7 % im Jahr 1990 auf 45,7 % im Jahr 2018 gesteigert. Selbst wenn kein Auto, kein Bus, kein Lkw, kein Schiff mehr führe: Allein der Luftverkehr hätte verhindert, dass Hamburg die Klimaziele einhält – wenn nicht Corona gekommen wäre.
Da mutet es schon verfassungswidrig an, wenn der Flughafen-Chef „hofft“, bald wieder 70 % des Vor-Corona-Niveaus zu erreichen. Das wären dann 88 % Überschreitung des CO2-Budgets 2022.
Pro Kopf in Hamburg macht der Luftverkehr rund 1,7 Tonnen CO2-Äquivalente aus – und das, obwohl die Hälfte der Hamburger gar nicht fliegt.
Flugverzicht ist unverzichtbar, wenn Hamburg seinen Status als „Klimasau“ loswerden möchte.
Gebhard Kraft, Notgemeinschaft der Flughafenanlieger Hamburg e. V.